Die kirchliche Trauung
Die kirchliche Trauung ist für viele Paare ein besonderer Höhepunkt ihrer Hochzeitsfeierlichkeiten. In der protestantischen Kirche verbinden sich jahrhundertealte Traditionen mit persönlichen Elementen zu einer unvergesslichen Zeremonie. Dieser Artikel führt Sie durch alle wichtigen Aspekte einer protestantischen Trauung – von den Voraussetzungen bis zu den emotionalsten Momenten.
Voraussetzungen für eine protestantische Trauung
Um in einer protestantischen Kirche heiraten zu können, sollte mindestens einer der Partner Mitglied der evangelischen Kirche sein. Bei konfessionsverschiedenen Ehen (z.B. evangelisch-katholisch) ist eine ökumenische Trauung möglich. Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein:
- Mindestens ein Partner muss der evangelischen Kirche angehören
- Eine standesamtliche Trauung muss bereits stattgefunden haben
- Ein Traugespräch mit dem Pfarrer/der Pfarrerin ist erforderlich
- Eine Taufbescheinigung des evangelischen Partners wird benötigt
Die Terminreservierung
Die Planung sollte frühzeitig beginnen, idealerweise 6-12 Monate vor dem gewünschten Hochzeitstermin. Besonders bei beliebten Hochzeitsmonaten wie Mai bis September sind Kirchen oft lange im Voraus ausgebucht. Folgende Schritte sind zu beachten:
- Kontaktieren Sie das Gemeindebüro Ihrer Wunschkirche
- Vereinbaren Sie einen Termin für ein erstes Gespräch
- Klären Sie verfügbare Termine für die Trauung
- Reservieren Sie verbindlich Ihren Wunschtermin
Der Ablauf einer protestantischen Trauung
Eine traditionelle protestantische Trauung folgt einem bestimmten liturgischen Ablauf, bietet aber auch Raum für persönliche Gestaltung:
1. Der Einzug
Ein bewegender Moment ist der Einzug des Brautpaares. In der protestantischen Tradition gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Der Bräutigam wartet vorne, während die Braut von ihrem Vater zum Altar geführt wird
- Das Brautpaar zieht gemeinsam ein
- Beide Partner werden von ihren Eltern zum Altar begleitet
2. Die Begrüßung und das Eingangsgebet
Der Pfarrer oder die Pfarrerin begrüßt die Gemeinde und spricht ein Eingangsgebet.
3. Die Lesungen und die Trauansprache
Es folgen Lesungen aus der Bibel, häufig zum Thema Liebe und Ehe, wie etwa das „Hohelied der Liebe“ aus 1. Korinther 13. Die Trauansprache nimmt Bezug auf den gewählten Trauspruch und die persönliche Geschichte des Paares.
4. Das Trauversprechen und der Ringtausch
Den Höhepunkt bildet das gegenseitige Trauversprechen. Das Paar kann zwischen traditionellen Formulierungen wählen oder eigene Worte finden. Anschließend werden die Ringe getauscht – ein symbolischer Akt für die Unendlichkeit der Liebe.
5. Der Trausegen
Nach dem Versprechen erhalten die Brautleute den Segen für ihre Ehe. Der Pfarrer oder die Pfarrerin legt dabei oft die Hände auf die Köpfe oder gefalteten Hände des Paares.
6. Die Fürbitten
Freunde und Familie können persönliche Fürbitten für das Brautpaar vortragen – ein emotionaler Moment, in dem die Liebe und Unterstützung des sozialen Umfelds spürbar wird.
7. Der Auszug
Nach dem Schlusssegen verlässt das frisch vermählte Paar als Erstes die Kirche, gefolgt von den Gästen.
Fürbitten und Reden von Familie und Freunden
Fürbitten sind Gebete, in denen für das Brautpaar, die gemeinsame Zukunft und das Umfeld gebetet wird. Sie können von Familienmitgliedern, Freunden oder Trauzeugen vorgetragen werden. Beispiele für persönliche Fürbitten:
„Wir bitten für [Namen des Brautpaares], dass ihre Liebe mit jedem Tag wächst und sie auch in schwierigen Zeiten füreinander da sind.“
„Gott, wir bitten dich, dass [Namen] ihr gemeinsames Leben mit Freude, Respekt und Verständnis füreinander gestalten können.“
Eltern haben oft die Möglichkeit, während der Trauung oder beim anschließenden Fest einige Worte zu sprechen. Diese Reden sind meist sehr persönlich und emotional, da sie die Entwicklung des Kindes und Wünsche für die Zukunft thematisieren.
Die musikalische Gestaltung
Die Musik verleiht der Trauung eine besondere Atmosphäre. Klassische Elemente sind:
- Orgelmusik zum Ein- und Auszug
- Gemeinsame Kirchenlieder
- Solisten oder Chöre für besondere musikalische Einlagen
Beliebte Stücke für den Einzug sind „Treulich geführt“ aus Wagners Lohengrin oder Mendelssohns „Hochzeitsmarsch“. Die Auswahl sollte mit dem Organisten und dem Pfarrer abgesprochen werden.
Kosten einer kirchlichen Trauung
Die Kosten für eine protestantische Trauung variieren je nach Gemeinde und Region:
- Kirchennutzung: 0-300 € (für Gemeindemitglieder oft kostenfrei)
- Organist: 100-250 €
- Küster: 30-100 €
- Blumenschmuck: 200-500 € (je nach Umfang)
- Spende für die Gemeinde: freiwillig, oft 50-200 €
Mitglieder der Kirchengemeinde zahlen in der Regel weniger als Nichtmitglieder. Ein detailliertes Gespräch über die Kosten sollte beim ersten Treffen mit dem Pfarrer geführt werden.
Wichtige Traditionen und symbolische Elemente
Die protestantische Trauung kennt viele schöne Traditionen:
- Der Trauspruch: Ein Bibelvers, der das Paar durch die Ehe begleiten soll
- Die Hochzeitskerze: Sie wird während der Trauung entzündet und kann später an Hochzeitstagen wieder angezündet werden
- Das Hochzeitslaken: In manchen Regionen wird ein Laken durchschnitten, durch das das Brautpaar gemeinsam hindurchgehen muss – ein Symbol für das Überwinden von Hindernissen
- Der Hochzeitsteppich: Ein roter Teppich für den Einzug und Auszug symbolisiert den besonderen Weg des Paares
Checkliste für die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist entscheidend für eine harmonische Trauung:
- 6-12 Monate vorher: Wunschkirche und Pfarrer kontaktieren
- 3-6 Monate vorher: Traugespräch führen
- 3 Monate vorher: Musikalische Gestaltung planen
- 2 Monate vorher: Fürbitten und Lesungen mit Freunden/Familie besprechen
- 1 Monat vorher: Ablauf der Zeremonie finalisieren
- 1-2 Wochen vorher: Generalprobe in der Kirche
Ein unvergesslicher Moment voller Liebe
Die protestantische Trauung bietet einen feierlichen Rahmen für den Beginn der Ehe und gleichzeitig viel Raum für persönliche Gestaltung. Die Kombination aus traditionellen Elementen und individuellen Akzenten macht jede Trauung einzigartig. Mit guter Vorbereitung und der Unterstützung der Gemeinde wird dieser besondere Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis, das den Beginn eines gemeinsamen Lebensweges würdig zelebriert – ein Moment, in dem zwei Menschen vor Gott und ihren Liebsten versprechen, ihr Leben miteinander zu teilen, in guten wie in schweren Zeiten.
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